Prof. Dr. Matthias Petzold spricht über die Erfolgsstory Fraunhofer in Halle (Saale)

30 Jahre Fraunhofer in Halle – 30 Jahre angewandte Forschung. Wie hat sich das Institut in Ihren Augen während dieser Zeit weiterentwickelt?

Wie sehr sich das Institut in 30 Jahren weiterentwickelt hat, zeigt sich schon darin, dass sich wohl niemand mehr – außer den damals schon Beteiligten – die Situation unseres Hauses zu Beginn der 90er-Jahre vorstellen kann. In einer Zeit voller Unsicherheiten in praktisch allen Bereichen – gesellschaftlich, fachlich und persönlich – mussten anfangs 17 Neulinge lernen, im Wettbewerb um Drittmittel besser und gleichzeitig bissiger zu sein als die bereits etablierte Konkurrenz. Durch eine strikte Orientierung am Leistungsprinzip gelang der Einstieg in die angewandte Forschung, zunächst vor allem über Firmenaufträge. Unsere Erfolge waren bei aller eigenen Arbeit allerdings auch nur dank der Anschubförderungen durch die Fraunhofer-Gesellschaft möglich und insbesondere durch die engagierte und konstruktive Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen des Fraunhofer IWM in Freiburg.

Ab der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre hat sich das Institut durch die Beteiligung an strategischen Forschungsinitiativen und politisch unterstützten Investitionsprogrammen sowie über die damit verbundenen vielfältigen öffentlichen Fördermittel stetig weiterentwickelt. Das Wachstum war wichtig, um aus einer eher kleineren Einrichtung ein »überkritisches« eigenständiges Institut entstehen zu lassen. In Summe aller Entwicklungen seit 1992 ist das Institut damit heute zu einer etablierten und weit anerkannten Forschungseinrichtung mit breitem Leistungsangebot, hoher fachlicher Sichtbarkeit und wissenschaftspolitischer Geltung geworden. Über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine große Anzahl unterschiedlichster Themen, aber auch die veränderten förderpolitischen Möglichkeiten sind mit den Zeiten des Beginns nicht mehr vergleichbar und bedingen natürlich auch eine andere Aufstellung und Kultur. Insgesamt ist die Entwicklung unseres Hauses eine klare Erfolgsstory, das Fraunhofer IMWS ist sehr gut aufgestellt für die folgenden Jahre. Ich bin sicher, auch in Zukunft werden Erfolgsfaktoren wie Einsatzbereitschaft und Leistungsorientierung, eine hohe wissenschaftliche Kompetenz in der angewandten Forschung, fokussiert auf strategische Kernthemen des Fraunhofer IMWS, dabei im Wettbewerb gemessen an den Besten, sowie eine Kultur, die Fördern und Fordern verbindet, die Grundlage für die weitere erfolgreiche Entwicklung bilden! 

 

Welches war Ihr schönster Moment am Institut?

Es gab viele erinnerungswürdige Momente, die schönsten sind alle mit gemeinsamen Erlebnissen mit Kolleginnen und Kollegen verbunden, mit Erfolgen bei der Arbeit aber natürlich auch mit Feiern und mit Ereignissen auf Reisen. Besonders gefreut habe ich mich über die zahlreichen Video-Grußbotschaften von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Industriepartnern aus aller Welt, von Neuseeland und Japan durch Europa bis zum Silicon Valley in den USA anlässlich meines 60. Geburtstages.

 

Sie waren als Wissenschaftler, Geschäftsfeldleiter und zuletzt als kommissarischer Institutsleiter aktiv. Wie gestaltet sich Ihr Alltag im Moment?

Ich freue mich darauf, mehr Freizeit zu haben – Zeit für die Familie, für Freundinnen und Freunde und für private Reisen, und darüber, weniger Verpflichtungen nachgehen zu müssen. Dienstliche Angelegenheiten des Institutes, in die ich im Rahmen meines Teilzeitvertrages weiterhin eingebunden bin, lassen sich jetzt auch besser planbar angehen. Komplett ist der Wandel vom Arbeitsalltag zum Hobby-Experten aber auch noch nicht vollzogen- vielleicht besser in zwei Jahren noch einmal nachfragen …