Ehemaliger Institutsleiter Dieter Katzer wird 80 Jahre alt

Prof. Dr. Dieter Katzer, ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Standorts in Halle (Saale), wird heute 80 Jahre alt. Um die Vorgänger-Einrichtungen des heutigen Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS hat er sich große Verdienste erworben – und noch heute ist er dem Institut und der Wissenschaft eng verbunden.

 

1992 wurde in Halle (Saale) eine Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM gegründet, das seinen Hauptsitz in Freiburg/Breisgau hat. Neben fachlichen Schnittmengen spielte dabei auch das Engagement der Fraunhofer-Gesellschaft bei der Neuordnung der Wissenschaftslandschaft in den neuen Bundesländern eine Rolle. Das Gründungsteam in Sachsen-Anhalt, ursprünglich aus nur 16 Personen bestehend, wurde zunächst vom Hauptsitz in Freiburg aus mit koordiniert. Ab 1996 übernahm Prof. Dr. Dieter Katzer die Leitung der kontinuierlich wachsenden Außenstelle, aus der zunächst ein Institutsteil des Fraunhofer IWM und schließlich 2016 ein eigenständiges Fraunhofer-Institut wurde.

Katzer hat Physik in Halle studiert und war nach seiner Promotion am Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR tätig. Das Akademieinstitut bearbeitete neben seiner Kompetenz der Grundlagenforschungen zu den Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von Werkstoffen auch anwendungsorientierte Themen wie zum Beispiel Fragen zur Lebensdauervorhersage und Zuverlässigkeitsbewertung von Kraftwerkskomponenten. Darin bestanden die Bezugspunkte zu den Themen des Fraunhofer IWM. Unter Fraunhofer-Führung wurden die vorhandenen Kompetenzen dann zunächst in Richtung der damals aufkommenden Mikrosystemtechnik übertragen und weiterentwickelt – bis heute ein wichtiges Standbein der Forschungsaktivitäten in Halle (Saale). Parallel wurden die analytische Ausstattung erweitert, moderne Präparationstechniken etabliert und biologische Materialien und Polymere als neue Werkstoffklassen erschlossen. 2006 übergab Katzer die Leitung des Institutsteils an Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, der bis 2019 im Amt war.

»Wir haben die Mikrostrukturaufklärung konsequent in die Werkstoffmechanik implementiert. Damit wurde für eine große Material- und Bauteilvielfalt ein erweiterter, anwendungsbezogener Forschungsansatz möglich«, sagt Katzer. »Wenn ich heute auf meine Anfangszeit am Institut zurückblicke, kommt mir als Erstes der Gedanke in den Sinn: Der Einsatz hat sich gelohnt. Auch wenn sich die Problemfelder, der Forschungsstand und die Anforderungen der Auftraggeber fundamental verändert haben, gilt als Konstante: Das heutige Fraunhofer IMWS ist nach wie vor ein kompetenter und zuverlässiger F&E-Partner der Wirtschaft, länderübergreifend bis hin zur internationalen Forschungskooperation«, sagt Katzer.

Als prägend bezeichnet er die stetige methodische Weiterentwicklung, ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen am Mutter-Institut in Freiburg. »Der Schlüssel zum Erfolg der Arbeitsgruppe in Halle bestand darin, (Dys-)Funktionalität in mikroelektronischen Komponenten mit Hilfe der Elektronenmikroskopie an Grenzflächen und Werkstoffdefekten zu erklären und werkstoffmechanische Fragestellungen an solchen Komponenten aufzuklären. Das Konzept, die Werkstoffmechanik direkt mit der Mikrostruktur in Verbindung zu bringen, war einleuchtend und zukunftsweisend. Im Rückblick erstaunt es daher kaum, dass sich dieses anspruchsvolle Konzept auch in anderen Hightech-Bereichen etablieren ließ und sukzessive breitere Markschichten in anderen Industriezweigen erobern konnte«, sagt Prof. Dr. Peter Gumbsch, seit 2001 Institutsleiter des Fraunhofer IWM.

Prof. Dr. Erica Lilleodden, Institutsleiterin des Fraunhofer IMWS, würdigt die großen Verdienste von Katzer um das Institut. „Dass dem Gründungsteam die Orientierung in einem völlig neuen Wissenschaftssystem gelungen ist und dass die fachliche Expertise und wissenschaftliche Kreativität in Halle so zielgerichtet und konsequent auf die Nachfrage am Markt ausgerichtet wurde, ist in ganz entscheidender Weise ihm zu verdanken. Seine Idee, auf Methoden der Elektronenmikroskopie beruhende Erkenntnisse zur Fehlerdiagnostik, Lebensdauervorhersage und Zuverlässigkeitsbewertung bei mikroelektronischen Bauteilen zu nutzen, trägt bis heute und ist ein wichtiger Grundpfeiler für den kontinuierlichen Erfolg unseres Instituts.«

 

Im November 2022 erhielt Dieter Katzer von Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, links) die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.
2006 gab Dieter Katzer die Leitung des Institutsteils ab. Für seine Tätigkeit bedankten sich unter anderem Dr. Ulrich Buller, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft.
Dieter Katzer (rechts) stellt im Jahr 2006 Gerry Kley (damals Minister für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt) das Institut vor.