Prüfgerät erkennt PID-Effekt auf Zellenebene – Fraunhofer CSP für Intersolar Award nominiert
Das vom Fraunhofer-Center für Siliziumphotovoltaik CSP entwickelte Prüfgerät PIDcon ist für den Intersolar Award 2015 nominiert. Mit dem Gerät lässt sich die Potential-induzierte Degradation (PID), eine der häufigsten Ursachen für Leistungseinbußen in Photovoltaikmodulen mit kristallinen Siliziumsolarzellen, schon auf Solarzellenebene und somit deutlich schneller und einfacher nachweisen als bisher – ein enormer Vorteil für die Qualitätskontrolle. Der Innovationspreis wird am 10. Juni auf der Messe Intersolar in München verliehen.
PID tritt vor allem auf, wenn Solarmodule bei hohen Systemspannungen und in feuchter Umgebung betrieben werden. Am Fraunhofer CSP gelang es, die physikalischen Grundlagen des Defektmechanismus aufzuklären. Es zeigte sich: Winzige Fehler auf der nanoskopischen Ebene sorgen dafür, dass in großen Solarmodulen Leistungsverluste bis hin zum Totalausfall auftreten können.
Wie die Forscher in Halle erkannten, verursachen Kristalldefekte im Silizium die Kurzschlüsse (Shunts), die bei PID auftreten. Diese Kristalldefekte werden als Stapelfehler bezeichnet und haben Längen von nur wenigen Mikrometern und eine Dicke von nur einer Atom-Lage. Sie werden durch das Eindringen von Natriumatomen elektrisch leitend, sodass Kurzschlüsse entstehen. Auf Basis dieses grundlegenden Verständnisses des PID-Effekts wurde ein Prüfverfahren auf Zellebene entwickelt und patentiert. Die Firma Freiberg Instruments, als Spezialist für industrielle Halbleitermesstechnik, entwickelte dieses Testverfahren als Lizenznehmer zur »Industriereife« weiter.
»Wir freuen uns sehr über die Nominierung zum Intersolar Award 2015«, sagt Professor Jörg Bagdahn, Leiter des Fraunhofer CSP in Halle. »PIDcon ist ein Paradebeispiel für die hohe materialwissenschaftliche Kompetenz des Fraunhofer CSP und den Praxisbezug unserer Arbeit: Basierend auf grundlegenden, materialwissenschaftlichen Untersuchungen zum PID-Effekt konnten wir einen Test entwickeln, der die Bewertung des Degradationsverhaltens zuverlässig auf Zellenebene ermöglicht und vielfältige Einsatzmöglichkeiten bietet. Mit Freiberg Instruments haben wir einen kompetenten Industriepartner gefunden, der das Verfahren und das Gerät nun weltweit vermarktet.«
Mit dem Gerät können Solarzellen oder Verkapselungsmaterialien in einer einfachen Prozedur mit deutlich geringeren Material-, Energie- und Arbeitsaufwand als in dem herkömmlichen Testverfahren geprüft werden. Das erleichtert die Qualitätskontrolle und Fertigung von Solarzellen und Solarmodulen.
Das Verfahren zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es ohne die kostenintensive Herstellung von kompletten Solarmodulen und deren Tests in großen, dafür eigens betriebenen Klimakammern auskommt. Stattdessen werden im PIDcon einzelne, unverkapselte Solarzellen geprüft und dabei genau den Bedingungen ausgesetzt, unter denen PID abläuft: erhöhte Temperaturen sowie ein hohes elektrisches Potential zwischen Glasoberfläche und Solarzelle. Dafür wird auf der Solarzelle der Schichtstapelaufbau eines Solarmoduls nachgebildet. So können auf kleinerer Fläche der PID-Effekt provoziert und die Degradation in Echtzeit gemessen werden. Auch die Auswirkung verschiedener Polymer-Verkapselungsfolien oder Gläser auf die PID-Resistenz von Solarmodulen lässt sich testen.
Die Nachfrage auf dem Markt sei hoch, sagt Dr. Kay Dornich, Geschäftsführer von Freiberg Instruments. »Die ersten Geräte wurden bereits an namhafte Unternehmen und Forschungsinstitute in Europa und Asien ausgeliefert. Mit dem PIDcon-Tester bieten wir den Solarzellenherstellern die Möglichkeit, die PID-Resistenz ihrer Zellen produktionsbegleitend zu überwachen. Für Modulhersteller besteht jetzt die Möglichkeit, in der Eingangskontrolle die Qualität der Solarzellen von Lieferanten zu überprüfen. Darüber hinaus existiert in den Forschungsabteilungen der Firmen und bei Forschungseinrichtungen der Bedarf, den PIDcon-Tester für die Entwicklung neuer Zellkonzepte und von PID-Vermeidungsstrategien einzusetzen.«