Industrie trifft angewandte Forschung zur Bioökonomie: Unter diesem Motto kamen am 2. November 2023 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft am Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) zusammen. Sie diskutierten in einem Workshop aussichtsreiche Wege für den Einsatz neuer Werkstoffe und die Etablierung von klimafreundlichen industriellen Prozessen. Besonders im Fokus standen aktuelle Projekte der Zellstoff- und Papierfertigung.
»Bioökonomie ist ein sehr komplexes Thema, dem wir deshalb möglichst interdisziplinär begegnen wollten. Ich freue mich, dass wir neben Vertretern von Unternehmen und Industrieverbänden auch viele Forschungspartner, ein NGO und Behörden wie das Umweltbundesamt begrüßen konnten«, sagt Sven Wüstenhagen, stellvertretender Leiter der Gruppe »Nachhaltige Werkstoffe und Prozesse«, der den Workshop am Fraunhofer IMWS konzipiert hat.
Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte Wüstenhagen eine Diskussionsrunde in der Backcasting-Methode: Die Teilnehmenden versetzten sich dabei ins Jahr 2035 und stellten sich rückblickend die Frage, welche Schlüsselmomente und Weichenstellungen für den Wandel zur Bio-Ökonomie prägend waren. Zuvor hatten die Experten in Vorträgen neuartige Ansätze in der Zellstoffproduktion am Beispiel der Metsä Group und die Einsatzmöglichkeiten von biobasiertem Polybutylensuccinat vorgestellt. Zudem wurde die Leistungsfähigkeit von Methoden wie dem vergleichenden Life Cycle Assessment (LCA) anhand einer Fallstudie zur optimierten Zellstoffproduktion sowie unter Berücksichtigung sozialer Aspekte aufgezeigt.
»Der Workshop hat gezeigt, wie vielfältig die Aktivitäten derzeit sind, die den Weg zur Bioökonomie bereiten sollen. Zugleich gibt es noch zahlreiche Herausforderungen etwa bei den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen«, sagt Wüstenhagen. »Als Fraunhofer-Institut sehen wir uns in der Lage, die technischen Machbarkeiten einer Bioökonomie zu analysieren und Brücken zu bauen. Deshalb wollen wir solche Workshops für den konstruktiven Austausch in offener Atmosphäre nun jährlich veranstalten.«