Derzeit ist Chlorhexidin der am häufigsten, vor allem in der Zahnmedizin, verwendete antimikrobielle Wirkstoff. Aufgrund der nachgewiesenen klinischen Linderung von Zahnfleischentzündungen etablierte sich dieser Wirkstoff in den letzten Jahrzehnten zum Goldstandard in der Infektionsprävention und -behandlung.
Das kationische Chlorhexidin haftet an den negativ geladenen Oberflächen im oralen Milieu, d.h. an Speichel, an der Haut oder an Membranschichten. Der Wirkstoff verweilt daher mehrere Stunden im Mund. Durch seine oberflächenaktiven Eigenschaften wirkt es der Anhaftung von Proteinen an die Zahnoberfläche entgegen und zerstört somit die Grundlage für die Bildung dentaler Plaque. Jedoch kann die Anwendung von chlorhexidinhaltigen Mundspüllösungen in Verbindung mit Farbstoffen aus Nahrungsmitteln und Getränken zu Verfärbungen führen.
Der Frage hinsichtlich Entstehung und Beseitigung wurde materialwissenschaftlich innerhalb einer in-vitro-Studie am Fraunhofer IMWS nachgegangen. Die Studie wurde vom Projektpartner GSK Consumer Health Care (jetzt Haleon) in Auftrag gegeben. Ziel der Studie war es, die Verfärbungsneigung von verschiedenen Getränken in Kombination mit Chlorhexidin in einem in-vitro-Testmodell zu untersuchen, um eine Datengrundlage zu erhalten, die eine einfache Empfehlung für alternative Getränke zur Vermeidung von Verfärbungen während einer Chlorhexidin Behandlung ermöglicht.
Das entwickelte Testmodell simulierte eine Anwendung der Mundspüllösung von 14 Tagen. Hierzu wurden halbe Zahnkronen einer zyklischen Behandlung mit künstlichem Speichel und Mundspülung in Kombination mit einer Reihe von Getränken ausgesetzt. Zusätzlich zu der reinen Expositionsbehandlung wurden die Proben in einem Zahnputzsimulator gebürstet, um auch die Auswirkung der mechanischen Reinigung zu bewerten.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko einer Verfärbung der Zähne bei der Anwendung chlorhexidinhaltiger Produkte verringert wird, wenn während der Behandlung keine stark färbenden Getränke konsumiert werden. Schwarzer Tee und Rotwein verursachten die stärksten Verfärbungen. Auch konnten signifikante Verfärbungen beim Genuss von Ingwer-Zitronen-Tee, Kaffee (sowohl ohne als auch mit Milch), Tee mit Milch und Lagerbier beobachtet werden. Nach der Behandlung der Zähne mit stark färbenden Getränken zeigte die rasterelektronenmikroskopische Auswertung die Bildung einer Oberflächenschicht. Die mechanische Beständigkeit der Verfärbung war je nach Getränk unterschiedlich, wobei die von schwarzem Tee am widerstandsfähigsten war. Die Zugabe von Milch zu Tee und Kaffee veränderte die Verfärbungsschicht und reduzierte die Haftung an der Zahnoberfläche erheblich.