Interview mit Maik Feldmann

»Wir helfen dabei, die Lücke zwischen Labor und Produktion zu schließen«

Was waren besondere Ereignisse im Jahr 2024 für Sie als Leiter des Geschäftsfelds »Polymeranwendungen«?

Als sehr positiv ist mit das erste Treffen mit unserem neuen Industrie- und Wissenschaftsbeirat in Erinnerung – auch, weil wir in diesem konstruktiven Austausch viel Bestätigung für die neue Gesamtstrategie des Geschäftsfelds erhalten haben. Ein Highlight auf Projektebene war die Nominierung als Finalist für den JEC Innovation Award 2025 in der Kategorie »Automotive & Road Transportation – Process«, ebenso bin ich sehr gespannt auf die Ergebnisse der 2024 gestarteten Vorhaben »ThermoBladeSpine« und »NaMoKau« im Rahmen von Fraunhofer-internen Förderprogrammen. Unsere Vernetzung mit Industriepartnern und unsere wissenschaftliche Sichtbarkeit konnten wir durch mehrere Veranstaltungen steigern. Die erneut sehr erfolgreiche Polymertec ist ein schönes Beispiel für unsere enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Merseburg. Ein gemeinsamer Anwendungsworkshop in Schkopau mit dem Messgeräte-Hersteller Alpha Technologies zeigte unsere Möglichkeiten bei rheologischen Messungen für Kautschukanwendungen. Und die dritte Auflage unserer Faserverbund-Sandwich Conference unterstrich mit namhaften Fachleuten aus der Industrie erneut das hohe Potenzial von Sandwichmaterialien in der industriellen Anwendung.

Welche Vorteile bietet die Kooperation mit Ihrem Geschäftsfeld für Industriekunden? Welche Branchen adressieren Sie dabei besonders?

Wir bieten vielfältige Lösungen für den Einsatz leistungsfähiger, maßgeschneiderter und nachhaltiger Polymer- und Kautschukmaterialien. Das reicht von der Entwicklung neuer Werkstoffe über Simulations- und Prozesslösungen bis zur Umsetzung effizienter Herstellungsverfahren im Pilotmaßstab. Unsere Kunden profitieren von unserem Technologieverständnis, insbesondere zum Werkstoff-Design sowie zu Zusammenhang zwischen Mikrostruktur, Eigenschaften und Prozess, kombiniert mit einer einzigartigen technischen Ausstattung. Damit unterstützen wir unsere Auftraggeber dabei, die Lücke zwischen Labor und Produktion zu schließen. Wir bieten modernste und flexible Anlagentechnik zum Scale-up im Hybrid-Spritzguss, zum Thermoformen und in der Compoundierung – um möglichst nah an die Serienfertigung zu kommen.

Bestrebungen für Recycling-Lösungen, Kreislaufwirtschaft und den Einsatz von Biokunststoffen haben auch 2024 die Branche geprägt. Welche Beiträge können Sie mit Ihrem Geschäftsfeld hier liefern?

Auf Lösungen für eine nachhaltige Kunststofftechnik liegt in unserem Geschäftsfeld generell ein Fokus. Beispiele sind neuartige Leichtbaukonzepte in Thermoplast-Sandwichbauweisen mit Recycling-fähigen Materialien, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von bio-basiertem Polyamid oder Kautschuklösungen, die Reifenabrieb und damit Mikroplastik-Belastung reduzieren. 2024 haben wir uns etwa im Fraunhofer-Leitprojekt »Waste4Future« mit der werkstofflichen Nutzung kunststoffhaltiger Abfallströme beschäftigt. Wir konnten hier eine modellhafte Erprobung verschiedener Recyclingpfade im Pilotmaßstab umsetzen. Solche Lösungen sind wichtig, um künftig die Vorgaben der EU-Verordnung zum Recycling von Fahrzeugen und anderen technischen Bauteilen erfüllen und langfristig die Verbrennung von kunststoffhaltigen Wertstoffen komplett vermeiden zu können. Im Projekt »RUBIO« haben wir unsere Kompetenzen zum Sortieren, Identifizieren und Aufbereiten von Polybutylensuccinat (PBS)-haltigen Kunststoffverpackungen eingebracht.

Worauf freuen Sie sich im neuen Jahr und was wird 2025 eine besondere Herausforderung?

Ich freue mich sehr darauf, auf der K-Messe und der JEC World unsere Innovationen präsentieren zu können. Eine Herausforderung werden die Rahmenbedingungen in der öffentlichen Förderung, etwa sinkende Bewilligungsquoten, schrumpfende Budgets und auch die Frage, welche inhaltlichen Schwerpunkte die neue Bundesregierung setzen wird und wann entsprechende Maßnahmen nach der Wahl tatsächlich starten können. Wir brauchen solche Förderprogramme, um mit Vorlauf tragfähige Lösungen für die Industrie entwickeln zu können.