Feierliche Eröffnung des Erweiterungsbaus
Mit der Erweiterung des Fraunhofer-Centers für angewandte Mikrostrukturdiagnostik CAM baut das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) seine internationale Spitzenposition im Bereich der Mikrostrukturdiagnostik aus. Mit neuen Geräten und neuen Räumlichkeiten gibt es im heute eröffneten Gebäude noch bessere Möglichkeiten, Materialien bis auf die atomare Ebene zu untersuchen und somit beispielsweise die Sicherheit und Lebensdauer von Bauteilen für das autonome Fahren zu steigern. Insgesamt wurden dafür 9,9 Millionen Euro investiert.
»What Went Wrong?« (»Wo steckt der Fehler?«) lautet der Schriftzug, den Künstler Michael Krenz an der Wand des neuen Gebäudes angebracht hat. Genau dieser Frage gehen die Mitarbeitenden am Fraunhofer CAM mit Blick auf Werkstoffe und Bauelemente der Elektronik sowie Optische Materialien und Technologien nach: Mit neusten Diagnostikmethoden und modernsten Analytikgeräten untersuchen sie, wie Defekte entstehen, welche Veränderungen in der Mikrostruktur von Werkstoffen bei der Herstellung und im Einsatz auftreten und wie leistungsfähigere Materialien entwickelt werden können.
»Bauteile beispielsweise für neue Assistenzsysteme in der Automobiltechnik können nur zuverlässig funktionieren, wenn das Verhalten der eingesetzten Werkstoffe bis ins kleinste Detail verstanden ist. Dieses Know-how liefern wir für unsere Auftraggeber. Mit den zusätzlichen Möglichkeiten heben wir die traditionell in Halle vorhandenen Kompetenzen in der Mikrostrukturaufklärung noch einmal auf ein neues Niveau. Ich freue mich sehr darüber und danke allen, die zur Erweiterung des Fraunhofer CAM beigetragen haben«, sagt Prof. Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer IMWS, zur Eröffnung des Gebäudes.
Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, betonte den Beitrag, den die Forschungseinrichtung für wichtige Zukunftsthemen wie Digitalisierung, neue Mobilitätskonzepte sowie energieeffiziente und CO2-reduzierte Fertigungsprozesse leistet: »Mit seiner international anerkannten Expertise unterstützt das Fraunhofer CAM nicht nur Konzerne von Weltrang, sondern auch Hidden Champions in der Region. Durch die Erweiterung entsteht eine noch bessere Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Exzellenz und Anwendern aus der Industrie. Damit erschließen wir Wachstumspotenziale in Schlüsseltechnologien.«
Seit dem Baubeginn im Februar 2017 sind 778 m2 an zusätzlicher Nutzfläche entstanden. Im Zuge der Erweiterung wurden 25 neue HighTech-Arbeitsplätze geschaffen. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf ca. 9,9 Millionen Euro, wovon rund 4,5 Millionen Euro in neue Gerätetechnik investiert wurden. Das Gesamtprojekt wurde gefördert durch Mittel des Bundes, des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).
Zu den neuen Forschungsgeräten gehören etwa ein sondenkorrigiertes Höchstauflösungs-Transmissionselektronenmikroskop, das erste Gerät dieser Leistungsklasse in Europa, ein Flugzeit-Sekundärionenmassenspektrometer für Oberflächenanalytik und ein Rasterelektronenmikroskop für Nanoprobing, das kombiniert mit fokussierender Ionenstrahltechnik eingesetzt werden kann. »Mit diesem erweiterten Gerätepark stehen wir an der weltweiten Spitze der Technik und bauen unsere Alleinstellungsmerkmale aus. So können wir einerseits dem erheblich gestiegenen Bedarf unserer Kunden begegnen, die auf uns als Partner setzen, um höchsten Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanforderungen gerecht zu werden. Andererseits haben wir nun beste Rahmenbedingungen, um gemeinsam mit den Geräteherstellern neue und effizientere Material- und Defektanalyse-Techniken zu entwickeln«, sagt Prof. Matthias Petzold, Leiter des Geschäftsfeldes »Werkstoffe und Bauelemente der Elektronik«. Er unterstreicht die Bedeutung der Qualitätssicherung von elektronischen Komponenten, nicht nur für das autonome Fahren oder die Elektromobilität: »Ohne zuverlässige Elektronik sind die Herausforderungen der Digitalisierung oder einer verbesserten Ressourceneffizienz nicht zu meistern.«
Sein neues Zuhause wird im erweiterten Gebäude auch das 2018 gegründete Geschäftsfeld »Optische Materialien und Technologien« des Fraunhofer IMWS finden. Dort werden Hightech-Komponenten und Materialien der Nanotechnologien untersucht und weiterentwickelt, insbesondere für hochkomplexe optische Anwendungen wie Spiegel für extremes ultraviolettes Licht, moderne Brillengläser, Glaskeramiken oder Effektlacke. »Solche Anwendungen basieren auf komplexen, nur aus wenigen Atomlagen bestehenden Schichtsystemen oder nanostrukturierten Komponenten. Um hier die Fertigungsprozesse zu beherrschen oder das Marktpotenzial neuer Lösungen abschätzen zu können, ist höchstauflösende Analytik unabdingbar«, sagt Prof. Thomas Höche, Leiter des Geschäftsfelds. »So, wie sich die Werkstoffe kontinuierlich verändern und immer leistungsfähiger werden, müssen sich auch unsere Analytik-Werkzeuge und -methoden weiterentwickeln. Dafür sind wir am neuen Fraunhofer CAM hervorragend aufgestellt.«